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Dienstag 22.5. Sifnos - Polyagos

Etwas unruhige Nacht mit böigem Seitenwind um 20 Knoten.

 

Gestern Abend kam noch eine 51er Yacht mit Kojencharter und selbstbewusstem schwäbischem Profiskipper rein, der seinen Anker quer über unsere Kette legte. Immerhin entschuldigte er sich mit zwei Campari Orange. Das Ablegen heute mussten wir dann mit dem Nachbarn koordinieren, und es gab dabei keine Probleme. Da laut Handbuch im Hafen von Kamares großes Risiko besteht, eine alte Muringkette einzufangen, hatte ich schon mal vor dem Ablegen unser neues „Hufeisen“ klargemacht, ein Werkzeug zum Klarieren aufgegabelter Ketten – es wurde aber zum Glück dann doch nicht gebraucht.

 

Als wir die Hafenbucht verlassen, empfängt uns ein konstanter Nordwind mit 24 Knoten (6 Beaufort) und entsprechenden Wellen. Wir steuern nahezu einen Vormwindkurs und haben uns als Tagesziel eine Bucht bei der Insel Polyagos ausgesucht. Gegen Mittag schwächt der Wind allmählich bis auf 3 Beaufort ab, aber die Schaukelei hält erst mal an und Christel spürt leichte Zeichen von Seekrankheit.

 

Wir passieren einen strahlend weißen Berg auf der Insel Kimolos, und lesen nach, dass dort tatäschlich Kreide abgebaut wird. Dann hält eine Inselfähre direkt auf uns zu, ich weiche nach Steuerbord aus, die Fähre dreht aber zur gleichen Seite. Also müssen wir halsen, um ihr auszuweichen.

 

Gegen halb zwei erreichen wir dann die Ankerbucht, die durch die vorgelagerte Insel Manolonisi gut vom Seegang geschützt ist. Leider macht das Ankermanöver wieder mal Stress: nachdem wir zunächst mit nur 20 Meter Kette etwas zu nah am Ufer liegen, meine ich, für die Nacht mehr Kette stecken zu müssen. Damit fängt eine lange Serie missglückter Manöver an – unser 14kg-Cobra-Anker will sich einfach nicht eingraben und slippt immer wieder. In der Bucht ist genug Platz, um verschiedene Stellen auszuprobieren, aber es klappt und klappt einfach nicht. Nach 18 Uhr erwägen wir schon, welche anderen Buchten oder Häfen in Frage kommen, dann komme ich auf die Idee, den Zweitanker einzusetzen, und siehe da, der hält beim ersten Mal. Er ist zwar leichter und hat nur einen kurzen Kettenvorläufer und dann Trosse, aber anscheinend eine günstigere Form (ein sogenannter Bruce). Trotzdem macht mich die aufkommende Abendbrise mit Böen bis 23kn erst mal nervös. Aber der Bruce hält, und gegen 9 schläft der Wind weitgehend ein und verspricht eine ruhige Nacht.